Das schreibt die Presse

19. Juli 2001
Liebe zum Unfug
Michael Herbigs Indianerklamauk „Der Schuh des Manitu“

VON SUSAN VAHABZADEH

Mit deutschen Komödien ist es schon schwierig: Man hat leicht das Gefühl, sich dafür verteidigen zu müssen, dass einem mal eine gefällt. Deutscher Humor hat keinen besonders guten Ruf. Und wenn man über den uneingeschränkten Fortschritt durch Totalglobalisierung auch streiten kann – deutschen Komödien kann die Amerikanisierung sicher nicht schaden.

Michael Herbig, aus dem Fernsehen als Bully bekannt, hat bei „Erkan & Stefan“ Regie geführt, und nun „Der Schuh des Manitu“ gedreht – in der besten Tradition der US-Zucker-Brüder, die der Welt „Airplane!“ und „Die nackte Kanone“ beschert haben. Keiner der Beteiligten hatte bei diesen Filmen irgendwie Berührungsängste vor den Untiefen des Schwachsinns; und dann wurde manchmal richtiger Tiefsinn draus. „Airplane!“ funktioniert wegen ein paar sehr schöner Einfälle zu real existierenden Filmszenen. Herbig nimmt sich nun in „Der Schuh des Manitu“ den Spaghetti-Western und die Karl-May-Filme unter besonderer Berücksichtigung des Werbeblocks vor. Und das ist genauso lustig.

Herbig hat Regie geführt, am Drehbuch mitgeschrieben und spielt zwei der Hauptrollen: die Indianerzwillinge Winnetouch und Abahachi – letzterer ist mit seinem Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) unterwegs. Santa Maria (Sky Dumont) führt seine Räuberbande als wäre sie auf Klassenfahrt („Jetzt gehen alle noch mal aufs Klo, wir müssen gleich los“). Marie Bäumer, gibt einen tolpatschigen love interest namens Uschi – und wenn sie eine hitzige Diskussion zwischen Ranger und Abahachi mit der Bemerkung „Jetzt schreibt mal alles auf, was euch aneinander nicht gefällt“ beendet, ist das ein Gag, der den Zuckers gut gestanden hätte. Vielleicht muss man den Gedanken mögen, dass Indianer und Bayern nahe Verwandte sind, um die Dialoge zwischen Ranger und Abahachi zu goutieren – sie sind streng in jenem Tonfall gehalten, der in gewissen Schwabinger Eisdielen herrscht. Und auf jeden Fall hat Herbig, in seiner zweiten Rolle als rosagewandeter Winnetouch, den Wilden Westen um die fehlenden zehn Prozent bereichert: die Schwuchteln.

Über den Plot muss man nicht weiter nachdenken: „Der Schuh des Manitu“ ist eine Nummernrevue – die karge Handlung dient einzig und allein als Abschussrampe für die Gags. Das ist manchmal aber schon genug, wenn die Gags ganz gut sind – und wer bei der Vorstellung, dass irgendwann ein alternder Häuptling im Hasenkostüm über die Prärie hoppelt, keinen Schreikrampf kriegt – der wird den Charme des groben Unfugs in „Der Schuh des Manitu“ bestimmt entdecken.
 

DER SCHUH DES MANITU, D 2001 – Regie: Michael Herbig. Kamera: Stephan Schuh. Schnitt:
Alexander Dittner. Musik: Ralf Wengenmayr. Mit: Michael Herbig, Christian Tramitz, Sky Du
Mont, Marie Bäumer, Hilmi Sözer, Rick Kavanian. Verleih: Constantin.

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