vom 13. Dezember 2001
Manitu sei Dank
Der FilmFernsehFonds würdigt bayerischen Beitrag zum größten Kinoboom seit den fünfziger Jahren
    
Bully schlägt alle Rekorde. Beinahe zehneinhalb Millionen Zuschauer haben seinen „Schuh des Manitu" bisher gesehen. Damit ist der Film nicht nur der erfolgreichste deutsche Film dieses Jahres, die Komödie lässt auch alle internationalen  Produktionen  hinter sich.  „Niemand  hatte  wirklich  geglaubt, dass Michael „Bully" Herbig, dieser weitgehend unbekannte Regisseur und Schauspieler, erfolgreich sein könnte", gesteht Klaus Schäfer, Geschäftsführer des FilmFemsehFonds Bayern (FFF), ein. Und dennoch hat der FFF die Winnetou-Schmonzette gefördert. Kompliment an den 15-köpfigen Vergabeausschuss. Überhaupt fällt die Bilanz des Film-Jahres 2001 überaus positiv aus. Jedenfalls übertreffen die Zahlen, die Schäfer zum Jahresende vorlegen kann, so einige aus der Vergangenheit.
Besonders stolz ist man beim FFF darauf, dass von neun deutschen Filmen mit mehr als einer Million Zuschauer, sieben mit eigenen Fördermitteln entstanden. Darunter sind „Mädchen, Mädchen" (Regisseur Dennis Gansel, 1,7 Millionen Zuschauer), „Das Experiment" (Oliver Hirschbiegel, 1,6 Millionen Zuschauer) und Franziska Buchs „Emil und die Detektive", den rund 1,5 Millionen Menschen sahen. Überhaupt wird das Jahr 2001 von der Kinobranche im In- und Ausland als Rekordjahr gefeiert. Dazu werden auch „Harry Potter" und der demnächst bei uns anlaufende Film „Herr der Ringe" sorgen. Das Kino scheint wieder eine Alternative in der Freizeitgestaltung  zu sein. Rund 170 Millionen Besucher strömten in die deutschen Kinos. Laut Schäfer, die höchste Zahl seit Beginn des Fernsehens. Auch die Anzahl der Leinwände in Bayern ist gestiegen - trotz Rückgangs der Spielstätten: 2001 gab es 26 Kinos weniger als vor zwei Jahren, aber 727 Leinwände im Vergleich zu 712 im Jahr 1999.
Filmförderung wird in Bayern auch als Wirtschaftsförderung gesehen. München, Sitz des FFF, soll sich wieder zur Filmstadt etablieren. Hilfe dazu kommt vom Kreisverwaltungsreferat, das 2001 rund 1000 Drehgenehmigungen erteilte. Im Jahr zuvor waren es nur 776. Auch der FFF hatte mehr zu vergeben.  66,8 Millionen Mark plus drei Millionen Mark aus dem Bayerischen Bankenfonds für 144 Filmprojekte. 27 Spielfilm- und 22 Femsehprojekte wurden damit gefördert. Im Jahr 2000 waren es nur 61 Millionen Mark gewesen. Geringe Summen allemal, vergleicht man sie mit Produktionskosten für internationale Filme. „Harry Potter" beispielsweise hat rund 126 Millionen US-Dollar verschlungen.
Doch deutsche Filme, die mit sehr viel kleineren Budgets auskommen müssen, finden international Anerkennung. Besonders stolz ist der FFF auf Florian Gallenbergers „Quiero Ser", der einen Oscar als bester Kurzfilm in Los Angeles holte. Die Liste der Preise ist in diesem Jahr ansehnlich lang: Roland Suso Richters „Eine Hand voll Gras" gewann den Grand Prix Cannes Junior, „Love the Hard Way" von Peter Sehr den Silbernen Leopard in Locamo, Oliver Hirschbiegel für „Das Experiment" unter anderem den Regiepreis beim World Filmfestival in Montreal und „Malunde" von der Regisseurin Stefanie Sycholt  den  südafrikanischen  Avanti Award.
Sabine Buchwald

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