vom 19. Januar 2002
Stoiber und die Bully-Parade
Festliche Verleihung der Filmpreise im Cuvillies-Theater
Porzellanschätze für „Bully" Herbig
Gleich zwei Porzellan-Figuren erhielt Michael „Bully" Herbig bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises für seinen Erfolgsstreifen „Der Schuh des Manitu". Neben den Sonderpreis der Jury für seine Gesamtleistung als Regisseur, Hauptdarsteller, Co-Autor und Co-Produzent heimste Herbig auch noch den erstmals  vergebenen  Publikumspreis ein. Da es sich bei den Commediadell'-Arte-Figuren um Mann und Frau handelt, jubelte Bully: „Das werden ja dann immer mehr."
Foto: Stephan Rumpf
Dumm, also ganz dumm, dass die beiden mittleren Plätze in der ersten Reihe des festlich illuminierten Cuvilliestheaters leer sind. So zielen die neckischen Anspielungen, die Sandra Maischberger auf den Showdown in der K-Frage macht, ins Leere. Ministerpräsident Edmund Stoiber und Ehefrau Karin glänzen noch durch Abwesenheit, als die im roten Prunkkleid gehüllte Moderatorin zu Beginn der 23. Filmpreis-Gala vom spannendsten  Streifen des Jahres spricht: „Last  Exit  Wolfratshausen" hieß der angeblich. Witzig, witzig, aber richtig lustig wird es erst, als Michael „Bully" Herbig,  33, auf die Bühne kommt und für seine Winnetou-Klamotte „Der Schuh des Manitu" zunächst den Sonderpreis der Jury für seine „Gesamtleistung als Regisseur, Hauptdarsteller, Co-Autor und Co-Produzent" entgegennimmt und dann auch noch den erstmals verliehenen Publikumspreis. In seiner verbalen Dankorgie vergisst Herbig nämlich nicht, mit Blick auf den inzwischen eingetroffenen Stoiber auch „dem Bundeskanzler" zu danken und listig hinzuzufügen: „Ich hoffe, ich habe jetzt nicht zuviel verraten." Zuvor hatte bereits Filmbeau Sky du Mont die vielen Talente des Witzbolds Bully gefeiert und dabei verraten, er sei froh, „dass er meine Rolle nicht auch noch gespielt hat". Staatstragender klang dann die Begründung der Jury: „,Der Schuh des Manitu', mit zehn Millionen Zuschauern Spitzenreiter der Kinocharts ,,ist in vielfacher Hinsicht der absolute Ausnahmefilm nicht nur des Jahres 200l." Mit sprühendem Witz habe Herbig eine brüllend komische, aber nie platte Komödie geschaffen.
Ehe es soweit war, hatten sich 1200 Gäste nebst Scharen von Autogrammjägern durch den blau angestrahlten Hof Richtung Cuvillies-Theater gedrängt, wo die Zeremonie der Bayern-Oscar-Verleihung über die Bühne ging. Senta Berger war zugegen, die Regisseurin Caroline Link, Iris Berben, Dieter Wedele Peter Schamoni, der unvermeidliche Lou Bega, aber auch Jürgen Prochnow, der die Laudatio auf den Produzentenpreisträger MTM Medien & Television München Betriebs GmbH hielt, die mit 250 000 Euro den Rahm abschöpfte. Überhaupt sind die Preisgelder mit insgesamt 400 000 Euro recht großzügig dimensioniert, und auch beim musikalischen Beiprogramm ließ man sich nicht lumpen: Das Hamburger Duo „Orange Blue" sang sowie „Mama Africa" Miriam Makeba. Letztere kämpfte seinerzeit gegen das südafrikanische Apartheitsregime und wäre Stoibers Vorvorgänger Franz Josef Strauß vermutlich nicht ins Haus gekommen.
Jubel dann für Caroline Eichhorn und Ulrich Noethen, die für ihre Leistung in Dominik Grafs „Der Felsen" und der Kinderbuch-Verfilmung „Das Sams" den Darstellerpreis (je 12 500 Euro) ergatterten - und je eine Laudatio von Tu Schweiger und Juliane Köhler dazu. Einen kleinen Schönheitsfehler hatte die Sache allerdings: Statt in München weilte Caroline Eichhorn zu Theaterproben in Wien, weshalb ihr Filmpartner Peter Lohmeyer den Preis entgegennahm. Fast logisch, dass auch Globetrotter Hardy Krüger fehlte, als Edmund Stoiber hymnisch dessen Lebenswerk pries, für das er den Ehrenpreis des bayerischen Ministerpräsident erhielt. Per Fax ließ der Weltenbummlerwissen, dass an seiner statt Loni von Friedl die Elogen entgegennehmen soll. Die tat das dann auch mit Charme und Würde.
Für die „Sams"-Regie erhielt Regisseur Ben Verbong von Katja Riemann den Kinderfilmpreis. Den mit 30 000 Euro verbundenen Regiepreis und nette Worte von Senta Berger bekam Peter Sehr für „künstlerischen Anspruch und handwerkliche Perfektion" seiner Krimi- und Liebesgeschichte „Love the hard Way". Andreas Veiel gewann den Dokumentarfilmpreis (20 000 Euro) für  „Black Box BRD", Franziska Buch den Drehbuchpreis für „Emil und die Detektive" sowie Martin Langer den Kamerapreis für „Sass"  (beide  12 500  Euro). Gleich vierfach wurde der Streifen „Vaya Con Dios" über die Suche dreier Mönche nach einem neuen Kloster ausgezeichnet: Nachwuchsregie-Preis für Zoltan Spirandelli, Nachwuchsdarsteller Preis für Chiara Schoras und Daniel Brühl sowie der Preis der Verwertungsgesellschaft für Nutzungsrechte an Filmrechten (60 000 Euro) für die Münchner Produktionsfirma „d.i.e."-Film.
Andrea Surkus
 
»Bayern-Oscar« für »Bully« Herbig
Großaufgebot an Stars beim Bayerischen Filmpreis
Gefeiert von einem Großaufgebot deutscher Stars ist am Freitagabend der Bayerische Filmpreis verliehen worden. Gleich über zwei der begehrten «Bayern-Oscars» konnte sich Michael «Bully» Herbig freuen, der für seine Westernparodie «Der Schuh des Manitu» sowohl einen Sonderpreis der Jury als auch den Publikumspreis erhielt. 
 «Ich wurde fast melancholisch - es klang wie die Laudatio für ein Lebenswerk», kommentierte der durch die Bully-Parade bekannt gewordene Schauspieler und Regisseur den Preis.
 
 
 

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