vom 6. Dezember 2001
Liebe Rothäute und Bleichgesichter!
Erwin Huber bewirtet Bully Herbig und die „Manitu"-Crew in der Staatskanzlei
Die Staatskanzlei ist nicht gerade als Hort der Spaßkultur bekannt, doch an diesem Abend bekommen die Gäste im Kuppelsaal einige Zoten geboten. Ein schwuler Indianer wackelt im Häschen-Kostüm durch die Prärie, Bösewichter wie Sky du Mont schießen aus allen Rohren, Blutsbrüder schmoren am Marterpfahl. Ein nackter Hintern ist für Sekundenbruchteile auf der Leinwand zu sehen - auch das ein Novum im Reiche Edmund Stoibers. Ach, wenn es hier immer so locker zuginge wie im Wilden Westen, dann hätte der Gastgeber dieses Staatsempfangs, Erwin Huber, endlich Zeit, sich den „Schuh des Manitu" in Ruhe anschauen - immerhin den erfolgreichsten Film der letzten zwanzig Jahre.
„Liebe Häuptlinge, liebe Indianer, liebe Bleichgesichter", begrüßt der Minister dennoch die Vertreter der Filmbranche. Die Gäste sind da, um Michael „Bully" Herbig zu ehren, der als Schauspieler, Regisseur und Autor der Winnetou-Parodie mehr als zehn Millionen Zuschauer ans Kino gelockt und anderen Meisterwerken deutscher Filmkunst wie „Otto - Der Film" oder „Werner - Beinhart" den Rang abgelaufen hat, weshalb er nun als bayerisch-indianischer Export-Schlager vermarktet wird. Huber lässt sich gar zu dem Satz hinreißen, Herbig brauche keinen Vergleich zu scheuen, „nicht mal den mit Hollywood".
Stolz hält der 33-Jährige, der den Fransenkittel mit einem Nadelstreifenanzug getauscht hat, seinen Preis in die Kamera: ein kleiner weißer Löwe. Ein Vorgeschmack für alle weiteren Ehrungen, den Bayerischen Filmpreis inklusive? Auch Mutter Marianne, die fest an ihren Sohn geglaubt hat, erhält eine Trophäe, ebenso wie Filmpartner Christian Tramitz oder Produzent Bernd Eichinger, der auch vom „Wunder des Manitu" sprechen könnte, das die Constantin-Aktionäre freudig aufheulen lässt. Abseits der Kameras saugt Helmut Dieti an seiner Zigarette und singt ein Loblied auf Bully. Eine „schräge gute Laune" zeichne das Werk aus. „Da stecken Kinderträume drin", sagt der Regisseur. Ja, dieser Herbig sei ein Riesentalent. „Ich hoffe nur, er lässt sich nicht vereinnahmen." Keine Sorge, Bully weiß, was er will. „Ein Sissi-Film, eine Star-Trek-Parodie oder Manitu Teil 2 stehen als nächstes zur Auswahl", kündigt er an. Das Femsehpublikum soll darüber in der nächsten „Bully-Parade" entscheiden, ganz basisdemokratisch. „Wenn's nichts wird, bin wenigstens ich nicht schuld." Ganz schönlistig, die alte Rothaut.
Christian Mayer

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